Es sollte ein gewöhnlicher Beitrag über einen Ausflug werden, doch als ich schrieb, kam eine Gedankenflut in mir hoch. Ich würde mir wünschen, ihr lest diesen Blog-Eintrag der ganz anders als alle anderen ist. Er wird darauf aufbauen, was die Zukunft bringen mag.
Beginn des Beitrages über meinen Ausflug
Der erste warme Frühlingstag mit Temperaturen um die 25 Grad waren für den 1.Mai angesagt.
Daher drehten sich meine Gedanken um eine neue Wegstrecke, die wir mit meinem Segway Rollstuhl bei uns im Nationalpark erkunden könnten.
Irgendwie hatte ich dieses Mal nicht große Lust, mich im Internet durch Videos und Beschreibungen über diverse EifelSchleifen und EifelSpuren durchzulesen. Auch auf eine längere Autofahrt, um zum Einstieg eines solchen Rundweges zu gelangen hatte ich kein Bedürfnis. Im Moment bin ich insgesamt ein wenig angeschlagen, da mein Körper durch fortschreitenden Muskelschwund nicht mehr so funktioniert wie ich es gerne hätte.
Sie rollt, die Gedankenflut
Meine Ausflugsfahrten mit meiner Segway Dame, fallen mir mittlerweile immer schwerer. Vielleicht ist dem einen oder anderen aufgefallen, welche Veränderung ich an meinen Rollstuhl bisher vornehmen musste.
Zu Beginn, war der Rollstuhl noch wie beim Kauf eingestellt, der Norm entsprechend. Nach 2 Jahren folgte ein spezielles Rollstuhlkissen, was der Federung dienen sollte. Später trug es auch der Sitzerhöhung bei. Meine Position des montierten Sitzes musste mehrmals geändert und die Rückenlehne höher gesetzt werden. Dieses Kissen, was ihr bei meiner Fahrt in meinem Rücken sehen könnt, dient der Stütze. Mittlerweile könnte ich mich von Kissen umgeben, die mich halten sollen.
Das geht aber nicht, da ein sicheres Fahren so nicht mehr gegeben ist.
Oft fühle ich mich während der Fahrt wie ein Sack Kartoffeln, der hin und her wackelt. Besonders an Stellen die mehr körperliche Beanspruchung benötigen. Kurz um, wäre mein Mann, mein Retter in der Not während meiner Fahrten nicht an meiner Seite, so wäre ich ziemlich hilflos. All die Tatsachen der Verschlechterung, machen es meinem Gemütszustand derzeit nicht leichter. Ich war so glücklich in den letzten Jahren, meine verlorene Freiheit wieder zurück gewonnen zu haben. Mein Segway Rollstuhl, war die perfekte Lösung für mich. Das Gefühl, welches ich dadurch erlebt habe, war unbeschreiblich schön. Ich wusste, dass es eines Tages anders werden würde, da ich einen progressiven Verlauf meiner Erkrankung habe. Doch dieser Tag mit dieser Erkenntnis hätte noch ein Weilchen auf sich warten können.
Schon im letzten Jahr habe ich diese Veränderung während des Fahrens meines Rollstuhls gespürt. Meine Schmerzen im Rücken, durch das Aufrechthalten meines Oberkörpers waren schneller da als in den Jahren zuvor. Ich hatte gehofft es ist nur eine Phase. Nun haben wir 2024 und ich stelle fest, dass es anstrengender, denn je beim Fahren geworden ist und es sich nicht bessern möchte. Mir fehlt die Kraft, um größere Hindernisse aus eigener Antriebskraft überqueren zu können. Führt es Bergaufwärts brauche ich teils Hilfe in Form von „mich anschieben müssen“. Der kleine letzte Funke an Muskelkraft fehlt einfach. Wie sagte mir mein Arzt neulich „Sie werden kurz oder lang auf einen Joystick ausweichen müssen“.
Federung
Warum ist die Federung so wichtig? Jede Unebenheit, die befahren wird, gibt Schläge in die Muskulatur ab. Solche Stöße, gerade in der Wirbelsäule, sind nicht sonderlich angenehm.
In meiner Gedankenwelt stelle ich mir oft meinen persönlichen Segway Rollstuhl her. Er ist eine Mischung aus den verschiedensten Modellen. Ein bisschen deutsch, skandinavisch, italienisch und was es sonst noch so geben mag. Jeder einzelne Hersteller, denkt sich etwas bei seiner Konstruktion dieses Hilfsmittels. All die praktischen Dinge, müsste man in einem Rollstuhl vereinen können. Das wäre klasse, nur leider geht das nicht.
Meine Freude zu fahren ist derzeit leicht verflogen. Denn ich weiß, dass ich nach jedem unserer Ausflüge anschließend auf dem Sofa oder mich ins Bett legen muss, um zu schlafen um meine inneren Akkus wieder auftanken zu können. Und dieser Gedanke, es im Vorfeld bereits zu wissen, wie der Tag nach dem Ausflug aussieht, trübt die Freude auf das Abenteuer.
Neue Lösungen
Nicht desto trotz, suche ich weiter nach neuen Möglichkeiten in Punkto Rollstuhl / Hilfsmittel. Um meiner Freiheit die Natur weiter genießen zu können eine Möglichkeit zu geben. So schnell gebe ich mich nicht geschlagen und andere Möglichkeiten in Form von Offroad Rollstühlen per Joystick sind mittlerweile auf dem Markt gegeben.
In diesem Jahr habe ich wieder einiges geplant und freue mich schon dolle darauf. Bei meiner Recherche nach anderen Rollstühlen, bin ich auf einen interessanten Artikel und Videos vom Nationalpark Bayrischer Wald gestoßen.
Dort gibt es einen ehemaligen Ranger, dem es so geht wie mir und ebenfalls nach einer Lösung gesucht hat die Natur weiterhin im Rollstuhl entdecken und genießen zu können. Ja, und er gibt zudem anderen betroffenen Menschen die Möglichkeit gemeinsam mit ihm und dem passenden Rollstuhl auf dieses Abenteuer „Natur“ zu gehen.
Ich war überwältigt davon und fand mich in so vielen Situationen und Gedanken, die er offen legte, wieder.
Im Grunde versuche ich das gleiche in unserem Nationalpark Eifel. Mit meinen Ausflügen und Rollstuhl Wanderungen, möchte ich Menschen mit Behinderung zeigen, welche Möglichkeiten für sie offen sind. Ich teste und probiere, fotografiere und schreibe über meine Erfahrungen.In Form eines Podcasts lasse ich Menschen ebenfalls an meinen Ausflügen und Gedanken teilhaben. Ich weiß, es sind nicht so viele Menschen, die sich in den Sozialen Medien für meine Einträge interessieren. Einen langen Text lesen die Menschen via Instagram oder Facebook nicht mehr. Selbst dafür fehlt bei den meisten Menschen die Zeit. Doch wenn es nur einer ist, den ich da draußen inspirieren und erreichen kann nicht aufzugeben und nach Lösungen zu schauen bin ich glücklich.
Traum
Ein großer Traum von mir ist es, eines Tages auf Deutschlandreise zu gehen .Um glücklich zu sein und auf Entdecker Tour zu gehen, brauche ich keine Weltreise. Wir haben alles hier, was mir gefällt. Von den Bergen bis hinauf an das weite Meer. Alles ist da und nicht allzu weit fern.
Mit meinem Segway Rollstuhl, könnte ich mir diesen Traum natürlich nicht mehr erfüllen. Allerdings in einem Offroad Rollstuhl, der auch in Bus und Bahn mitfahren dürfte. Denn alles mit dem Rollstuhl abzufahren, wäre zu anstrengend. Es bliebe keine Kraft und Energie mehr zum genießen und Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Als Übernachtungsmöglichkeiten, würden sich Jugendherbergen prima eignen. Ja, das ist mein persönlicher Traum, den ich noch ein bisschen weiterträumen werde.
Neues Selbstbewusstsein
Bevor ich krank wurde, habe ich mich nie getraut etwas anderen Menschen in der Öffentlichkeit zu sagen oder Kritik zu äußern.
Nun bin ich mittlerweile im Behindertenbeirat unserer Stadt die Vorsitzende und vertrete uns Menschen mit Behinderung dadurch ebenfalls im Sozialausschuss und Stadtrat.
Ich kann dadurch etwas bewirken und den Menschen da draußen eine Stimme geben. Es hilft niemanden, wenn ich in meinem Kämmerlein daheim über die schwierige Situation weine oder meinen Frust außerhalb des Hauses ablade. Ich kann nur „aktiv“ etwas bewirken.
Ich nenne es immer „Den Weg freizumachen“. Es wird auf der Welt so viel geschimpft, doch keine neuen Ideen und Lösungen werden geboren. Wir können nicht die ganze Welt verändern, aber wohl das eigene kleine Glück vor unserer Türe.
Nationalpark Bayrischer Wald
Nun zurück zu meiner Entdeckung des Rangers vom Nationalpark Bayrischer Wald.
Ich haben mit Ihm Kontakt aufgenommen und werde ihn in diesem Jahr eine Woche besuchen fahren. Das wird mein Highlight in diesem Jahr werden und freue mich schon wahnsinnig „seinen“ Nationalpark erkunden zu können.
So öffnen sich immer wieder neue Türen im Leben. Manche Kapitel im Leben gehen irgendwann zu Ende und die Türe schließt sich. Meist öffnet sich eine andere Türe, die neue Möglichkeiten offenlegt. Sei es in Form von materiellen Dingen oder Menschen in Form von Wegbegleitern die ein Stück auf unserem Lebensweg mit uns gehen. Einige von Ihnen bleiben und andere wiederum gehen durch eine andere Türe hindurch und wir sehen diese nie wieder.
Das ganze nennt sich „ Leben“, eine Wanderung zwischen Berg und Tal.
Ich danke Euch, für euer lesen und hoffe das es nicht zu kitschig geworden ist.
Bis zum nächsten mal,
Tschüüüüüüüss