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Rundreise Bayerischer Wald – Tölzer Land (Teil2)

Unser erster Tag in Spiegelau

Der 1. Tag

Der nächste Tag brach an, und ganz zu meiner Freude präsentierte der Hirsch vor unserem Haus sein stolzes Wesen zur Brunft. In der gefrorenen Kälte und mit seinem warmen Atem sah das einfach bezaubernd aus. Ich liebe solche natürlichen Fotomotive, und dieser Hirsch gab mir die perfekte Gelegenheit für ein wunderschönes Bild – fast, als wüsste er, welcher Gast hier auf dem Hof Urlaub machte.

Früh am morgen

Nationalparkzentrum Lusen

Unser erstes Ziel am Urlaubsort war das Tier-Freigelände des Nationalparkzentrums Lusen mit seinem dazugehörigen Baumwipfelpfad. Hier vereinte sich alles, was wir besonders gerne besuchen:

  1. Barrierefreie / barrierearme Wege
  2. Wald und Natur
  3. Tiere in ihrem natürlichen Zuhause

Baumwipfelpfad – Hoch hinaus in die Natur

Wir starteten mit dem Baumwipfelpfad, einem der längsten seiner Art weltweit. Ein Personenaufzug brachte uns nach oben, wo der Einstieg begann. Zu meiner großen Freude gelang mir das Rangieren mit meinem neuen Rollstuhl problemlos – ein Modell, bei dem ich mit den Hinterrädern lenke, was ein ganz neues Fahrgefühl bedeutete.

Mit dem Aufzug hoch hinauf

Oben angekommen, führte uns der Holzbohlenweg langsam immer weiter in Richtung Baumspitzen.

Der Pfad erstreckt sich über 1.300 Meter, auf einer Höhe von 25 Metern.

Unterwegs laden zahlreiche Informations-, Lern- und Entdeckerstationen zum Verweilen ein.

Abenteuer-Elemente wie Wackelbrücken und Balancierbalken sorgen für zusätzlichen Spaß.

Das Highlight ist die Spitze des Turms, der mit seiner Ei-Form irgendwie etwas Besonderes ist. Auf 44 Metern Höhe genießt man einen atemberaubenden Blick über den Bayerischen Wald. Die Steigung beträgt nur 6 %, sodass der Weg entspannt mit dem Rollstuhl befahrbar ist.

Es hat mir riesigen Spaß gemacht, mit meinem Rollstuhl immer höher zu den Baumwipfeln und dem Himmel entgegenzufahren. Die Aussicht da oben war einfach unbeschreiblich. Ich fühlte mich mitten in der Natur und gleichzeitig so frei.

Besonders toll fand ich, dass wie schon beim Waldwipfelweg in Sankt Englmar, auch hier alles wirklich barrierefrei gestaltet ist. Und für alle, die sich wie ich Gedanken machen: Ja, es gibt ein rollstuhlgerechtes WC vor Ort – so könnt ihr den Ausflug ganz entspannt genießen.

Tierfreigelände Lusen – Ein unvergessliches Erlebnis

Ein Lux sitzt im Geäst

Auf rund 200 Hektar (7 km Rundweg) erlebten wir eine naturnahe Umgebung, in der heimische Wildtiere wie Wölfe, Luchse, Wildschweine und Elche in großzügigen Freigehegen lebten. Die Wege sind fast alle barrierefrei gestaltet und ermöglichen einen entspannten Rundgang, ohne große Steigungen und mit festem Untergrund.

Dank meines neuen Rollstuhls mit Nackenstütze konnte ich mich entspannt zurücklehnen und die Fahrt über die Wege richtig genießen.

Als es langsam dämmerte, die Besucher heimgekehrt waren und die Sonne unterging, hatten wir ein absolutes Highlight: Plötzlich traten die Wölfe aus ihrem Versteck hervor, als hätten sie nur auf den richtigen Moment gewartet. Sie schlichen fast lautlos über das Gelände und wirkten dabei ganz entspannt. Dann blieben sie stehen und sahen uns direkt an – es war, als wollten sie uns auffordern: „Hey, jetzt ist die Gelegenheit für Fotos, bevor wir wieder im Wald verschwinden!“

Dieser Ausflug war einer der schönsten Tage in diesem Jahr, und ich bin so dankbar für die Erfahrung, wie nah wir der Natur und den Tieren hier kommen konnten.

Weitere Highlights im Nationalparkzentrum Lusen

Nach dem Verlassen des Baumwipfelpfades habt ihr die Möglichkeit, weitere spannende Bereiche zu erkunden:

  • Pflanzenfreigelände
  • Gesteinsfreigelände
  • Tierfreigelände
  • Hans-Eisenmann-Haus

Ich muss gestehen, dass wir bis auf das Hans-Eisenmann-Haus alles besucht haben. Jedes Freigelände sowie das Eisenmann-Haus sind problemlos mit dem Rollstuhl befahrbar.

Wenn ihr also einmal im Bayerischen Wald unterwegs seid, kann ich euch diesen Ausflug nur wärmstens empfehlen.

Freilichtmuseum Finsterau – Ein Blick in die Vergangenheit

Der nächste Tag brachte Sonnenschein, und wer uns kennt, ahnt bestimmt, was jetzt kommt: ein weiterer Ausflug! Dieses Mal ging es in das Freilichtmuseum Finsterau, das sich etwa 30 Kilometer von Spiegelau entfernt, nahe der tschechischen Grenze, befindet.

Die herbstliche Frische begleitete uns, während die Sonne lachte. Da es ein Wochentag war, hatten wir das Museum fast für uns allein. Es ist ein eher kleines, aber feines Museum, in dem wir immer wieder auf die gleichen freundlichen Besucher trafen.

Die Bauernhäuser im Museum haben oft eine weitere obere Etage zu erkunden, sodass es hier für körperlich gesunde Menschen noch eine weitere Menge zu entdecken gibt. Dadurch kann man gut und gerne einen ganzen Tag im Freilichtmuseum verbringen.

Barrierefreiheit im Freilichtmuseum Finsterau:

  • Wege: Viele Wege sind barrierearm oder mit Hilfe gut befahrbar. Allerdings gibt es einige unbefestigte oder gepflasterte Wege, die für Rollstühle herausfordernder sein könnten.
  • Gebäudezugang: Nicht alle historischen Gebäude sind vollständig rollstuhlgerecht, aber es gibt alternative Einblicke und Informationen für Menschen mit eingeschränkter Mobilität.
  • Toiletten: Es sind barrierefreie Sanitäranlagen vorhanden.
  • Parkplätze: Behindertenparkplätze befinden sich direkt am Eingang.
  • Begleitpersonen: Falls nötig, haben Begleitpersonen von Menschen mit Behinderung freien Eintritt.

Ein Hinweis: Vom Besuch des Flachbrechhauses möchte ich mit dem Rollstuhl abraten. Mein Rollstuhl hat eine Steigfähigkeit von 18 %, doch die Rückfahrt war aufgrund der starken Steigung allein nicht mehr möglich. Zudem gibt es keinen alternativen Rückweg – also besser oben bleiben und nicht zu neugierig testen, wie ich es tat.

Zum Abschluss unserer Runde kehrten wir im Wirtshaus „Ehrn“ ein. Dort erlebten wir einen wahren Gaumenschmaus. Ich würde dem Koch direkt fünf Sterne verleihen! Er kam sogar persönlich zu uns, um sich nach unserer Zufriedenheit zu erkundigen – ein äußerst freundlicher Mann mit echter Leidenschaft für seine Kochkunst.

Normalerweise gehe ich nicht gerne in Restaurants und esse lieber daheim, aber hier muss ich sagen: Spitzenklasse und absolut empfehlenswert!

Auf der Suche nach dem Baummarder – Ein Abenteuer der besonderen Art! 🐾

Nach unserem schönen Ausflug ins Freilichtmuseum Finsterau wollten wir einen kurzen barrierearmen Rundweg erkunden der dort in der Nähe liegen sollte. Ich hatte ihn online und in einem Heft entdeckt. Das Symbol des Baummarders 🦦 sollte uns den richtigen Weg weisen. Doch was dann folgte, war ein chaotisches Abenteuer!

Zuerst parkten wir an der Langlaufloipe – leider der falsche Ort. Nach einem erneuten Rollstuhl-Verladen ging es weiter zur Igelbus-Haltestelle Schwellgraben. Dort fanden wir zwar eine Nationalpark-Tafel, aber von unserem Baummarder war nichts zu sehen. Stattdessen folgten wir einem falschen Weg und landeten irgendwo nahe der tschechischen Grenze in einem Tal. Es dämmerte bereits, und ich fühlte mich wie im Film „Die zwei Weihnachtsmänner“. 😄

Zurück am Auto und mit wiederkehrenden Handynetz stellten wir fest, dass wir an der falschen Haltestelle gestartet waren. Also alles wieder ins Auto verladen und zur richtigen Haltestelle fahren. Endlich fanden wir den Baummarder, der uns zur Reschbachklause führte – befestigt und rollstuhlgeeignet.

Doch ein barrierefreier Rundweg? Fehlanzeige! Steile, wurzelige Pfade machten ein Weiterkommen unmöglich. Also ging es den gleichen Weg zurück.

Am Ende konnten wir nur noch über dieses verrückte Abenteuer lachen. 😅

Nachtrag: Auf Anfrage weiß ich nun, das diese Rundtour in der Broschüre „Reisen für Alle“ Bayerischer Wald des Tourismusverbandes Ostbayern nicht mehr aktuell  war und nun umgeändert werden sollte.

Eine entspannte Tour auf dem barrierearmen Wanderweg „Ameise“

Unsere Wanderung auf dem barrierearmen Rundweg „Ameise“ im Bayerischen Wald war eine wunderschöne und entspannte Tour – sogar mit dem Rollstuhl. Wir starteten am Parkplatz Zwieslerwaldhaus und freuten uns auf die etwa drei Kilometer lange Strecke.

Der Weg ist durchgehend barrierearm gestaltet, mit einer maximalen Steigung von unter 10 %.

Der befestigte Untergrund macht ihn ideal für Kinderwagen und Rollstühle. Dank der durchgängigen Markierung mit einer Ameise kann man sich problemlos orientieren.

Besonders positiv: Der Weg wurde nach dem deutschlandweit anerkannten System „Reisen für Alle“ auf Barrierefreiheit geprüft und zertifiziert. Wer sich genauer informieren möchte, findet dort alle relevanten Details.

Mir persönlich hat diese Tour viel Freude bereitet. Vor allem die kleinen Wunder der Natur, wie die unterschiedlichsten Pilze am Wegesrand, haben mich fasziniert – ein perfektes Motiv für meine Kamera!

Ein alternativer Weg – mit Überraschungen

Da wir gerne experimentieren, entschieden wir uns dazu, die gleiche Runde mit einer kleinen Abwandlung noch einmal zu fahren – dieses Mal mit einem anderen Wegeverlauf, der mehr durch den Wald führte.

Anfangs waren wir begeistert von der neuen Route. Doch dann trafen wir auf das erste Hindernis: ein umgestürzter Baum versperrte uns den Weg.

Doch mein Begleiter wusste sich zu helfen – ich stieg ab, er klappte die Rückenlehne meines Rollstuhls nach vorne und schob ihn kurzerhand unter dem Baum hindurch. Weiter ging es – bis zum nächsten Baum. Also wieder zusammenklappen, durchschieben und weiterfahren.

Dies wiederholte sich noch einmal, doch beim dritten Baum hatten wir Glück: Er war bereits durchgesägt, sodass wir bequem hindurchfahren konnten.

Doch die Herausforderungen nahmen kein Ende. Nun lag ein halber See auf unserem Weg, der durch den vielen Regen entstanden war. In Schneckentempo rangierte ich meinen Rollstuhl entlang der matschigen Ränder und kam schließlich wunderbar hindurch. Am Ende führte uns der Waldweg wieder zurück auf den ursprünglichen „Ameisen“-Wanderweg. Wir mussten herzlich lachen – manchmal sind wir eben ein wenig verrückt!

Tierfreigelände im Nationalparkzentrum Falkenstein

Unser nächstes Ziel war das Tierfreigelände Falkenstein. Der Rundweg durch das Gelände ist etwa 2,5 Kilometer lang und ebenfalls barrierearm angelegt.

Direkt zu Beginn erwartete mich eine stärkere Steigung von über 10 %. Mit meinem E-Rollstuhl war das kein Problem, doch wer einen manuellen Rollstuhl nutzt, sollte gegebenenfalls eine Begleitperson dabeihaben. Genauere Infos dazu gibt es auf der Homepage des Nationalparks sowie unter „Reisen für Alle“.

Während unseres Rundgangs konnten wir zahlreiche Tiere in naturnahen Gehegen beobachten – darunter Wölfe und Luchse. Besonders beeindruckend fand ich die Steinzeithöhle, die komplett rollstuhlgerecht befahrbar ist. Ein weiteres Highlight war das „Haus zur Wildnis“ mit spannenden Ausstellungen und barrierefreien Zugängen.

Ob mit oder ohne Rollstuhl, mit oder ohne Kinder – dieses Gelände ist für alle geeignet! 😊

Barrierearmer Rundweg „Libelle“ – Ein Ausflug ins Hochmoor

Der Rundweg „Libelle“ führt über 1,6 Kilometer durch das beeindruckende Hochmoor „Großes Filz“.

Bereits im Regen ging unsere Wanderung los.

Überall findet ihr gut ausgewiesene Wandertafeln.

Schon am Startpunkt, dem Parkplatz Diensthüttenstraße in Sankt Oswald-Riedlhütte, wurde deutlich, dass hier wirklich an Rollstuhlfahrer gedacht wurde: Die Wege sind eben, gut befestigt, und ein Großteil verläuft über breite Bohlenwege, die speziell für Rollstühle, Rollatoren und Kinderwagen angelegt wurden.

Entlang der Strecke gibt es regelmäßig Sitzgelegenheiten, und die Aussichtsplattform mit ihrem atemberaubenden Blick über das Moor war ein absolutes Highlight. Trotz des prasselnden Regens konnte ich diesen Moment in vollen Zügen genießen – und das völlig barrierefrei!

Ein tolles Extra: Wer keinen eigenen geländegängigen Rollstuhl besitzt, kann an geführten Touren des Nationalparks teilnehmen, bei denen geländetaugliche Elektrorollstühle zur Verfügung stehen. Besonders spannend ist, dass der begleitende Ranger selbst im Rollstuhl sitzt und daher genau weiß, worauf es ankommt. Mit seinem umfangreichen Wissen über die Natur sorgt er dafür, dass die Touren nicht nur barrierearm, sondern auch informativ und bereichernd sind – individuell angepasst an eure Wünsche und Interessen.

Auch hier haben wir noch einen zusätzlichen Wanderweg erkundet: Der „Hirschgeweih“-Rundweg, 1,3 Kilometer lang und barrierearm, führt idyllisch an der Seebach entlang.

Nähere Infos zur Lage und Barrierefreiheit gibt es unter „Reisen für Alle“ unter dem Erlebnisweg Seebach.

Gemütliche Einkehr in der Racheldiensthütte

Nach all den Erlebnissen brauchten wir eine Stärkung. Unser Ziel: die Racheldiensthütte. Mittlerweile waren wir vom Regen durchgefroren und freuten uns umso mehr, als wir in der warmen Stube ankamen und der Ofen bereits beheizt wurde.

Die gute Nachricht für Rollstuhlfahrer: Über den Nebeneingang gibt es einen ebenerdigen Zugang zur Hütte sowie ein rollstuhlgerechtes WC.

Die leckere Mahlzeit meiner Begleitung. Ich selber habe überall die schmackhaften Suppen genommen, die einfach besser rutschen 😉 

In der Ecke sehr ihr den gemütlichen warmen Ofen.

Das Essen war köstlich, die Atmosphäre gemütlich und lustig – genau das Richtige, um sich nach einem erlebnisreichen Tag aufzuwärmen. Danach traten wir gestärkt und zufrieden die Rückfahrt an.

Weitere Infos zur Barrierefreiheit der Hütte findet ihr unter „Reisen für Alle“ unter dem Stichwort Racheldiensthütte (Spiegelau).

Fazit

 

Der Bayerische Wald hat mich mit seinen barrierearmen Wanderwegen und Naturerlebnissen beeindruckt. Ob auf dem Rundweg „Ameise“, im Tierfreigelände Falkenstein, auf der Tour „Libelle“ oder bei einem gemütlichen Stopp in der Racheldiensthütte – überall wurde an Menschen mit Handicap gedacht. Wer mit Rollstuhl, Kinderwagen oder Rollator unterwegs ist, findet hier wunderbare Möglichkeiten, die Natur unbeschwert zu genießen.