Du betrachtest gerade Rundreise Bayerischer Wald – Tölzer Land (Teil3)

Rundreise Bayerischer Wald – Tölzer Land (Teil3)

Benediktbeuern – Zwischen Bergpanorama und Herausforderungen

Als nächstes Reiseziel auf unserer Bayern-Rundtour stand Benediktbeuern, das im Tölzer Land liegt.

In Benediktbeuern findet ihr auch das bekannte Kloster aus dem 8. Jahrhundert. Leider wurde es durch ein schweres Unwetter im August 2023 stark beschädigt, und die Renovierungsarbeiten sind noch im Gange.

Unsere Unterkunft war nicht barrierefrei, was ich im Vorfeld aber schon wusste. Dafür hatten wir einen wunderschönen Ausblick auf die Bergkulisse – vom Sofa aus konnten wir sogar den Schnee in weiter Ferne auf den Bergspitzen liegen sehen.

Die Wohnung auf dem Bauernhof war sehr gemütlich und herzlich eingerichtet.

Unsere Gastgeberin begrüßte uns mit einem frischen Kuchen. Da es Treppen zu unserer Wohnung zu überwinden gab, bekam mein Outdoor-Rollstuhl einen eigenen Parkplatz in der Werkstatt.

Am ersten Nachmittag beschlossen wir, mit einer kleinen Wanderung bei uns im Ort zu starten. Wir besuchten bei einer Regenpause den Wildbachlehrpfad im Lainbachtal in Benediktbeuern.

Der Weg war berauschend schön, denn wir wurden vom lauten Rauschen des Baches begleitet. Dazu lag die frische, kühle Herbstluft mit ihrem Duft in der Luft.

Während meiner Fahrt wurde ich in meinem Rollstuhl hin und hergeschaukelt.

Durch mein ständiges Fotografieren und Filmen mussten wir immer wieder stoppen. Es wurde bereits dunkel und kalt dabei.Meine Fahrt endete an der Söldner Alm.

Söldner Alm
Hier war Ende des Weiterkommens

Ab hier kommt selbst der beste Outdoor-Rollstuhl nicht mehr weiter. Ich war schon traurig – so gerne wäre ich weiter gefahren. Doch wir kehrten wegen der Dämmerung, die immer schneller voranschritt, zurück in Richtung Ferienwohnung. Erst in der Dunkelheit kamen wir wieder heim.

Bereits am ersten Tag hatten wir die Erkenntnis:
Diese Gegend harmonisiert nicht so gut mit meinem E-Rollstuhl – und schon gar nicht mit meinem Körper.
Deshalb beschlossen wir, diesen Teil von Bayern den Wanderern zu überlassen, die zu Fuß unterwegs sind 🥾🥾. Benediktbeuern ist nicht für Menschen im Rollstuhl geeignet.

Dennoch haben wir auch schöne Highlights erlebt, die ich euch vorstellen möchte 🚠😁.

Klosterbesuch und Moosrunde

Bereits am zweiten Tag besuchten wir das schwer beschädigte Kloster Benediktbeuern und setzten uns dort im Garten der Gaststube, um eine Schorle zu trinken, bevor wir im Regen die barrierearme Moosrunde befahren wollten.

Die Aussicht auf unserer Runde war wunderschön. Da wir zeitlich bereits wieder mal später dran waren, dämmerte es schon, und Regen zog auf. Wie gut, dass ich gut ausgestattet war – ebenso wie mein Rollstuhl mit all seinen Lichtern.

Der Walchensee – Mit wichtigen Infos für Rollstuhlfahrer ❗❕❗❕

Er war einer der Hauptgründe, warum wir unseren Urlaub in Benediktbeuern verbrachten. Schon vor einigen Jahren hatte ich auf diese Gegend ein Auge geworfen und einen Winterurlaub dort in der Jugendherberge gebucht. Doch irgendwas in mir sagte damals, dass ich stornieren sollte, da die Jugendherberge , schon alleine von ihrer Hanglage ,wirklich nicht für mobilitätseingeschränkte Menschen geeignet war. Zum Glück tat ich das auch. Trotzdem wollte ich unbedingt wenigstens einmal in dieser Gegend gewesen sein. Benediktbeuern lag nicht weit vom Walchen- und Kochelsee entfernt.

Auf den Bildern sieht der Walchensee, einer der größten Alpenseen Deutschlands, einfach traumhaft aus. Ich sage nur: „Wickie – der Film“. Er wurde dort gedreht, und das Wikingerdorf Flake, Wickies Heimatort, befand sich direkt am Fuße des Walchensees. Mittlerweile wurden die urigen Holzhäuschen am Ufer abgerissen – nur vereinzelte Reste wie Schnitzereien erinnern noch heute daran.Die Reste des Wikingerdorfes Flake.

Wir sind eines Morgens früh losgefahren, um in Urfeld einen Parkplatz zu bekommen. Es war gar nicht so leicht, nähere Informationen zur Barrierefreiheit des Wanderwegs, der um den Walchensee führt, zu erhalten. Es gibt zu viele unterschiedliche Angaben im Internet. Genauere Hinweise zum Wanderweg mit Rollstuhl konnte ich nicht ausfindig machen. Also probierten wir es selbst aus.

Wir wollten eigentlich die komplette, 27 km lange Runde um den See wandern/rollen. Wir parkten in Urfeld und fuhren in Richtung der Walchensee-Talstation. Bereits die ersten Meter ließen meine Laune sinken: viele Autos und Motorräder, verbunden mit jeder Menge Motorlärm, begleiteten uns. Der Bürgersteig war sehr schmal, und es gab kaum Absenkungen, um Radfahrern, die ebenfalls darauf unterwegs waren, auszuweichen.

Links liegt der Walchensee
Rechts daneben direkt die laute Straße mit kaum Absenkungen am Bordstein

So etwas mag ich gar nicht – das stresst mich. Weg war die Postkartenidylle. Ich manövrierte meinen Rollstuhl mit Mühe. Schließlich beschlossen wir, in die entgegengesetzte Richtung zu wandern. Das war, wie wir schnell feststellten, ein guter Plan. Denn diese Seite des Sees – von Urfeld bis Sachenbach – bot den Ausblick aus dem Wickie-Film. Von hier aus konnten wir über das blaue Wasser auf die Bergkulisse blicken – wie gemacht für einen perfekten Filmdreh!

Dennoch stieg in mir keine Freude auf, und irgendwie war ich enttäuscht. Lag es vielleicht daran, dass ich wusste, dass unser Familienhund – der Hund meiner Eltern – am nächsten Tag eingeschläfert werden sollte? Oder an den vielen Motorengeräuschen der Mautstraße? Ich weiß es nicht – ich war im Paradies unglücklich. So fühlte es sich an.

Irgendwann mussten wir vom Wanderweg abweichen und dem Radweg folgen. Dieser führte steil bergauf, fernab vom See. So folgte eine Enttäuschung der nächsten, und ich war froh, als wir unsere Wanderung abbrachen und zurück zum Auto gingen.

Manchmal sollte man es doch bei dem Blick auf die Postkarte belassen. 🙈

Unser Highlight am Walchensee 🚠

Nachdem unsere Wandertour um den Walchensee mit dem Rollstuhl kein Erfolg war, wollte ich unbedingt die Herzogstandbahn testen, die Gäste in nur vier Minuten auf 1.600 Meter Höhe bringt.

Bisher war ich erst einmal mit meinem vorherigen Rollstuhl (auf Balance-Basis) in Reutte den Hahnenkamm hinaufgefahren. Ich war wieder einmal schrecklich aufgeregt – völlig unnötig, wie sich herausstellte.

Schon auf dem Parkplatz der Talstation am Walchensee wurden wir sehr freundlich von einem Mitarbeiter empfangen, der uns alles zur Seilbahnfahrt erklärte und uns den Weg zeigte.

Nachdem wir unsere Tickets besorgt hatten, konnten wir direkt in die Seilbahn steigen. Ich durfte mit meinem großen Elektrorollstuhl als Erste einfahren, danach folgten die anderen Gäste.

Die vierminütige Fahrt verging wie im Flug, und ich fühlte mich in meinem E-Rollstuhl viel sicherer als damals mit meinem vorherigen Modell. Beim Ausstieg waren ebenfalls wieder alle sehr freundlich.

Bei strahlendem Sonnenschein genossen wir den Panorama-Ausblick über den Walchensee und den Kochelsee – einfach traumhaft! Anschließend fuhren wir noch zum Berggasthof. Dort wartete ich, während mein Mann weiter den Berg erklomm. Denn mit dem Rollstuhl endet die Fahrt am Berggasthof.

Eine barrierefreie Fahrt mit der Herzogstandbahn ist für Rollstuhlfahrer auf jeden Fall empfehlenswert! 👍🏻

Mein Retter in der Not hat für mich von ganz oben auf dem Berg ein Foto gemacht.

Freilichtmuseum Glentleiten

Das Freilichtmuseum Glentleiten befindet sich oberhalb von Großweil im oberbayerischen Voralpenland, zwischen Murnau und dem Kochelsee. Es ist das größte Freilichtmuseum Südbayerns und zeigt auf etwa 38 Hektar Fläche rund 60 historische Gebäude aus ländlichen Gebieten Oberbayerns.

Ungeplant haben wir tatsächlich zwei Tage gebraucht, um dieses Freilichtmuseum zu erkunden. Es war einfach wunderschön, und es gab so viel zu entdecken!

Das Team des Freilichtmuseums war äußerst hilfsbereit. Bereits an der Kasse erhielten wir einen Plan, auf dem genau eingezeichnet war, welche Wege ich mit meinem Rollstuhl befahren konnte. Für den Notfall – falls es irgendwo Probleme geben sollte – bekamen wir sogar zwei Telefonnummern ausgehändigt. Ich empfehle euch dringend, euch an den Plan zu halten!

Hinunter kam ich diesen Weg gut, nur zurück sah es schlechter aus da eine Kante an der Brücke war. Daher wählten wir einen anderen Weg von 20Grad, was natürlich eine sehr dumme Idee von uns war.

Natürlich haben wir trotzdem alles getestet – auch Wege, die nicht geeignet waren. Eine Stelle hatte eine Steigung von über 20 Grad, und selbst rückwärts kam ich dort nicht allein hinauf 🙈. Mein Retter in der Not hat mich dann per Joystick rückwärts die Steigung hinaufgelenkt, da ich meinen Kopf nicht mehr so weit drehen konnte. Zur Sicherheit habe ich mir dabei meinen Bauchgurt angelegt – wie im Freizeitpark. Wir mussten so lachen, weil es bestimmt ziemlich lustig aussah! 😂

Zwischendurch könnt ihr euch in einem der Einkehrmöglichkeiten kulinarisch verwöhnen lassen – das war sehr lecker.

Ausführliche Informationen zur Barrierefreiheit findet ihr auf der Homepage des Museums sowie unter „Reisen für Alle“.

Fazit

Unsere Rundreise hat uns sehr viel Spaß bereitet – besonders unsere Woche im Bayerischen Wald. Sie war die schönste Zeit von all den Einblicken und Eindrücken.

Diesen Nationalpark kann ich jedem Menschen ans Herz legen. Auch wer im Rollstuhl sitzt, kann dort in vollen Zügen genießen.

Was ich bewundernswert fand, waren all die WC-Häuschen im Bayerischen Wald. Ich habe noch nie so viele Möglichkeiten dafür unterwegs angetroffen. Die Häuschen waren für jeden frei zugänglich, dazu unzählige Rollstuhlfahrer-WCs – und alle waren sehr sauber und gepflegt.

Da kann ich nur sagen: Der Bayerische Wald hat all den anderen National- und Naturparks einiges voraus.

Vielleicht liegt es daran das es der älteste Nationalpark Deutschlands ist. Und es dort Menschen gibt, die auf Barrierefreiheit achten und diese umsetzen.

Dort waren wir bestimmt nicht das letzte Mal!

Hinweis:

Diese Folge enthält KEINE bezahlte Werbung. Die erwähnten Produkte und Orte werden aus persönlicher Erfahrung und Begeisterung genannt.
Alle Infos basieren auf meinen persönlichen Erfahrungen und Recherchen. Für Vollständigkeit oder Aktualität kann ich keine Gewähr übernehmen – bitte prüfe wichtige Details vor deiner Reise selbst.